Am Samstag, dem 14. Juni 2008, führte das Stadt- und Hochstiftmuseum Dillingen im Schlossgarten einen archäologischen Feldversuch durch. Mitglieder des Museumsarbeitskreises bauten unter der Anleitung des Metallfachmannes Anselm Lehle aus Lauingen einen keltischen Rennofen und versuchten die keltische Eisengewinnung mit heimischem Raseneisenerz nachzuvollziehen. Der Rennofen wurde dazu bereits in den Tagen vorher aufgebaut. Ziel des Versuches war es, schmiedbares Eisen zu gewinnen.
Bei dem Versuch wurden die ablaufenden Prozesse dargestellt, die schon vor 2000 Jahren bei den Kelten in unserer Region angewandt wurden. Funde bei Lutzingen, Kicklingen und Zöschingen zeugen in unserer Region von dieser historischen Eisengewinnung. Keltisches Eisen war aufgrund seiner guten Qualität auch bei den Römern sehr begehrt. Es wurde in Barrenform, zu besichtigen im Stadt- und Hochstiftmuseum, gehandelt.
Bei dem Versuch kamen ausschließlich regionale Rohstoffe zur Verwendung:
- Raseneisenerz aus der Gegend um Mödingen und Bergheim
- Holzkohle vom Schau-Meiler bei Iggenhausen/Neresheim
- Schwarztorf vom Torflehrpfad im Bremental bei Jettingen
- Ton vom Ziegelwerk Gundelfingen
Der Ablauf des Versuches lehnte sich weitgehend an die überlieferten Erkenntnisse an, die bei der Beobachtung der Eisengewinnung bei Stämmen in Zentralafrika gemacht wurden. Lediglich bei der Luftzuführung zum Rennofen wurde auf moderne Hilfsmittel zurückgegriffen.
Der Rennofen wurde für den ca. 10 Stunden dauernden „Ofengang“ etwa 3 Stunden auf ca. 1.100 Grad Celsius vorgeheizt und ab 9.00 Uhr ständig abwechselnd mit Torf und Raseneisenerz beschickt. Die Ofenöffnung erfolgte gegen 17.00 Uhr.
Der Versuch wurde um 16.00 Uhr durch einen Vortrag von Dr. Arnold Schromm vom Historischen Verein Dillingen a. d. Donau über das Leben der Kelten in Süddeutschland ergänzt. Dabei wurden zum einen die grundsätzliche Bedeutung dieses europäischen Volkes und seine kulturellen Leistungen im 1. Jahrtausend v. Chr. vorgestellt, zum anderen wurde auf archäologische Funde und die heute noch in unserer Region sichtbaren Überreste des Stamms der Vindeliker eingegangen.
Das Experiment war ein voller Erfolg, wie die beigefügten Bilder zeigen. Der Museumsarbeitskreis des Stadt- und Hochstiftmuseums Dillingen durfte sich an diesem Tag über regen Besuch der interessierten Bevölkerung freuen, darunter auch Herr Oberbürgermeister Frank Kunz mit seiner Familie.
Museumsleiter Werner Gutmair
